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Kleinbauern: Zu wenig Höfe für Nachwuchslandwirte
19.07.2016 – (lid.ch) – Jeden Tag schliessen zwei bis drei Bauernhöfe ihre Stalltüren. Meist werden sie zerstückelt, das Land auf andere Betriebe verteilt. Die Kleinbauern-Vereinigung appelliert an die Bauern, vermehrt eine ausserfamiliäre Nachfolge zu suchen. Viele junge Leute würden gerne einen Hof übernehmen.
Es ist eine seit Jahren bekannte Entwicklung: Die Anzahl Bauernbetriebe nimmt ständig ab, während die verbleibenden Höfe immer grösser werden. Alleine im letzten Jahren schlossen 814 Betriebe ihre Stalltüren, also mehr als 2 Höfe pro Tag. Seit 1980 hat sich die Anzahl Bauernbetriebe in der Schweiz auf heute 53'000 halbiert.
Werden Bauernbetriebe aufgegeben, wird deren Land meist auf andere Betriebe verteilt. Dadurch können die verbleibenden Höfe wachsen, mehr Kühe halten oder mehr Getreide anbauen beispielsweise. Dieser Strukturwandel bereitet der Kleinbauern-Vereinigung Sorgen. Mit jeder Hofaufgabe gehe die Existenzgrundlage einer Familie verloren, hiess es heute an einer Medienorientierung.
Grosse Nachfrage, kleines Angebot
Die Kleinbauern-Vereinigung appelliert an die Landwirte, auch ausserhalb der Familie Nachfolger zu suchen, statt den Betrieb einzustellen und das Land zu verpachten oder zu verkaufen. Die Kleinbauern-Vereinigung hat im Frühling 2014 eine Anlaufstelle ins Leben gerufen, welche Bauern geeignete Nachfolger vermittelt. Wichtigste Erkenntnis nach zwei Jahren: «Wir beobachten eher einen Mangel an Betriebsleitenden, die bereit sind, ihren Betrieb ausserhalb der Familie zu übergeben, als einen Mangel an jungen Fachkräften», betonte Séverine Curiger, Projektleiterin der Anlaufstelle. Mit anderen Worten: Derzeit wollen mehr junge Menschen in die Landwirtschaft einsteigen, als Höfe verfügbar sind. Konkret umfasst die Liste der Kleinbauern-Vereinigung 60 Personen, die bauern wollen, während gerade mal 10 Bauern ihren Hof übergeben möchten. Zustande kamen bislang 4 Übergaben. Den Nachwuchsmangel, den einige Landwirtschaftsverbände beklagen, hält die Kleinbauern-Vereinigung für einen Mythos.
Landwirte für ausserfamiliäre Hofübergabe sensibilisieren
Kleinbauern-Präsidentin Regina Fuhrer sprach von einem Glücksfall für die Schweizer Landwirtschaft, dass viele junge, gut ausgebildete und motivierte Leute bauern wollen. Fuhrer betonte, dass Bauern umdenken müssten. «Früher hat jeweils der älteste Sohn den Hof übernommen. Heute fragt man: Wer will?» Die Familien seien heute kleiner, die Interessen lägen nicht selten ausserhalb der Landwirtschaft. «Es braucht eine Sensibilisierung der Bauern, dass Höfe auch ausserhalb der Familie weitergegeben werden können», so Fuhrer.
Dass dies heute oft nicht gemacht wird, hat laut Bauern-Vereinigung mehrere Gründe: Der grösste Knackpunkt sei die Finanzierung. Höfe ausserhalb der Familie müssen zum Verkehrswert übergeben werden, der mindestens zweieinhalb Mal höher sei als der Ertragswert, der bei einer Übergabe innerhalb der Familie gilt. Erschwert wird die Finanzierung durch die Belehnungsgrenze (135% des Ertragswertes). Die Kleinbauern-Vereinigung will nun neue Formen der Finanzierung prüfen, etwa Kredite von Konsumenten.
Ein weiterer Grund für das Zerstückeln von Bauernhöfen: Das vom Bäuerlichen Bodenrecht vorgesehene Aufteilungsverbot von Höfen wird laut Kleinbauern-Vereinigung faktisch ausgehebelt, indem bereitwillig Ausnahmeregelungen gewährt werden. Die Kleinbauern-Vereinigung bedauert, dass der parlamentarische Vorstoss von Nationalrat Jean-Paul Gschwind abgelehnt wurde. Der CVP-Politiker (JU) wollte den Kantonen mehr Spielraum bei der Erteilung von Bewilligungen zur Parzellierung einräumen.
Die Kleinbauern-Vereinigung sieht in der ausserfamiliären Hofübergabe grosses Potenzial. Mit Verweis auf eine Studie betont sie, dass aktuell jeder dritte Bauer über 50 Jahre keinen Nachfolger hat. In den nächsten 15 Jahren müssten rund 17'000 Betriebe ihre Nachfolge regeln – rund 1'100 jährlich.
Weitere Informationen unter: kleinbauern.ch