Main Content
Mehrwerte und ein neues Label
07.01.2019 – (lid.ch) – Das Podium der Berner Landwirtschaft – zum achten Mal veranstaltet vom Berner Bauernverband - drehte sich um die Frage, wie Nachhaltigkeit in Wert gesetzt werden kann. Unter anderem mit einem neuen Milchlabel, wie sich zeigte.
Bilder zum Anlass finden Sie auf Flickr.
Kann Irland mit seiner Kampagne "Origin Green" ein Vorbild für die Schweiz sein? Diese Frage stellte Adrian Aebi, Vizedirektor des Bundesamtes für Landwirtschaft, in seinem Referat. Das Projekt Origin Green (Promotions-Video) ist ein Nachhaltigkeits-Programm zwischen den Partnern der Wertschöpfungskette in Irland, es dient insbesondere der Exportförderung. Die Kampagne der Iren verläuft erfolgreich und dies, obwohl der Standard hinter zahlreichen Schweizer Label-Anforderungen herhinkt. Hier zeigt sich, was geschicktes Marketing erreichen kann.
Aebi zeigte auch auf, dass sich Irland und die Schweiz hinsichtlich er Rahmenbedingungen unterscheiden. So ist etwa Irlands Landwirtschaft stark exportorientiert, während die Schweiz mit Ausnahme des Käses vor allem aufs Inland fokussiert. Auch steht Irland voll im internationalen Wettbewerb, während in der Schweiz die Märkte relativ gut geschützt sind. Trotz der Unterschiede ist für Aebi klar: "Wir müssen uns mit unseren Produkten absetzen können. Und die Konsumenten müssen wissen, dass die Produkte Mehrwerte bringen."
Label für den "Grünen Teppich"
Eine solche Mehrwertstrategie will in der Schweiz die Branchenorganisation Milch fahren. Unter dem Arbeitstitel "Grüner Teppich" hat die Organisation in den letzten 3 Jahren neue Branchenstandards entwickelt. Für die Einhaltung der neuen Richtlinien sollen die Produzenten einen Nachhaltigkeitsbeitrag von 2 Rappen pro Kilo Milch erhalten. Richtig starten soll das Projekt dieses Jahr und zwar auf Konsumentenseite mit einem neuen Label. Dieses soll so gut wie möglich am Verkaufspunkt sichtbar sein und den Konsumenten die Mehrwerte deutlich machen, sagte Geschäftsführer Stefan Kohler.
Bereits seit längerem erfolgreich mit Mehrwerten unterwegs ist IP-Suisse. Trotz des Erfolgs der IP-Produkte zeigte sich Geschäftsführer Fritz Rothen nicht einfach zufrieden. Die 50 bis 60 Millionen Franken Mehrertrag durch IP-Suisse-Prämien seien im Vergleich zu den Bundesgeldern Peanuts. "Was mich sehr stark beschäftigt ist, dass sich die Rohstoffpreise immer weiter von den Konsumentenpreisen entfernen. Das wird eines der Hauptprobleme sein, das wir gemeinsam lösen müssen", so Rothen. Skeptisch zeigte sich Rothen gegenüber vereinheitlichten Standards und die oft gehörte Kritik am "Labelsalat". Seiner Ansicht nach sorgen verschiedene Labels für Konkurrenz und daher auch für besseren Preise.
Das Ende eines Labels
Zum Podium des Berner Bauernverbandes gehört es auch, dass Bäuerinnen und Bauern zu Wort kommen. In einer Diskussionsrunde sprach Renate Baumann aus Wichtrach über den Schlag, den ihr der Rückzug von Coop bei Naturafarm-Kälbern versetzt hat. In einer guten Partnerschaft müsse man das gemeinsame Vorgehen besprechen, auch wenn es Probleme gebe, kritisierte sie den Entscheid. Sie wird auf ihrem Betrieb neue Absatzkanäle für die Kälber suchen müssen.
Bäuerin Astrid Weber aus Gerolfingen setzt mit ihrem Familienbetrieb auf Direktvermarktung. Die Milchwirtschaft wurde aufgegeben, der Betrieb produziert nur noch Obst. Von diesem werden rund drei Viertel direkt auf dem Markt verkauft. Damit ist Weber direkt beim Kunden und erfährt dessen Bedürfnisse aus erster Hand.
Jürg Iseli aus Zwieselberg sprach über ein Käserei-Projekt von Aaremilch im Diemtigtal. Von der Käserei erhoffen sich die Milchproduzenten neue Möglichkeiten beim Absatz. Die Marke Simmental Switzerland soll Geschichten erzählen und so die Konsumentinnen und Konsumenten ansprechen.