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Palmöl: Schweizer Politiker treffen indonesische Menschenrechtler
19.01.2018 – (lid.ch) – Nationalrätin Maya Graf und Nationalrat Markus Ritter haben Vertreter einer indonesischen Umwelt- und Menschenrechtsorganisation getroffen, um sich aus erster Hand über die Palmöl-Produktion informieren zu lassen. Gefordert werden soziale und ökologische Mindeststandards.
Die Schweiz führt seit 2011 mit Indonesien Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen. Diese befänden sich kurz vor Abschluss, heisst es. Über den Inhalt der Verhandlungen ist zwar noch nichts bekannt. Bekannt ist hingegen, dass es sich bei Indonesien um den weltgrössten Palmöl-Produzenten handelt.
Eine Allianz aus mehreren Organisation – darunter der Schweizer Bauernverband, Brot für alle, Alliance Sud und Pro Natura – befürchten, dass die Zölle für Palmöl sinken und damit der Import angeheizt wird. Die Schweizer Bauern warnen seit langem, dass dadurch der hiesige Rapsanbau gefährdet wird, weil Lebensmittelverarbeiter vermehrt billiges Palmöl statt Schweizer Rapsöl verwenden könnten.
Reis anbauen statt Palmöl produzieren
Mitte Januar haben Nationalrätin Maya Graf (Grüne) und Nationalrat Markus Ritter (CVP) Anton Widjaya und Yuyun Harmono von der indonesischen Umwelt- und Menschenrechtsorganisation Walhi zu einem Gespräch in Bern getroffen.
Der zunehmende Anbau von Ölpalmen habe verheerende ökologische Auswirkungen, betonte Yuyun Harmono. 2015 hätten fast 2 Mio. Hektaren Wald gebrannt. Dies, weil die Palmöl- und Papierindustrie Land für ihre Plantagen brauchten. Einige Kinder seien an einer Rauchvergiftung gestorben, sagte Harmono. Ein anderes Problem: Die Ausweitung der Palmöl-Produktion verursache hunderte Landkonflikte. Betroffen seien Kleinbauern und die indigene Bevölkerung.
Von der Palmöl-Produktion profitiere in erster Linie die Industrie, nicht aber die Allgemeinheit, kritisierte Harmono. Zwar biete die Palmöl-Industrie rund 10 Mio. Menschen eine Arbeit. Die Löhne seien aber tief, die Beschäftigen hätten keine Krankenversicherung und könnten nur saisonal arbeiten.
Die Ankündigung des Präsidenten, der weiteren Ausweitung der Palmöl-Produktion einen Riegel zu schieben, sei im Sand verlaufen, kritisierte Harmono. Denn die Palmöl-Industrie habe sich gegen diese Pläne gewehrt.
Laut Harmono musste Indonesien im Jahr 2015 mehr als 1,2 Mio. Tonnen Reis importieren. "Es wäre besser, mehr Reis anzubauen, statt Palmöl für den Export zu produzieren." Harmono fordert eine Stärkung der kleinbäuerlichen Landwirtschaft. Diese könne mehr Leuten ein Auskommen bieten als die Palmöl-Industrie.
Butter statt Palmöl
Bauernpräsident Markus Ritter zeigte sich solidarisch: "Für uns ist fairer Handel hier in der Schweiz wie auch in der ganzen Welt sehr wichtig." Es sei wichtig, dass Handelsbeziehung nicht zuungunsten der Bauern ausgestaltet seien. Die Schweiz müsse Verantwortung übernehmen und dürfe nicht Produkte importieren, welche unter ökologisch und sozial bedenklichen Bedingungen hergestellt werden. "Es geht nicht um Protektionismus, sondern darum, dass wir neue Standards setzen im internationalen Handel mit Lebensmitteln", sagte Ritter.
Auch Nationalrätin Maya Graf forderte, dass Freihandelsabkommen soziale und ökologische Mindeststandards vorsehen müssten. Heute sei in vielen Lebensmitteln Palmöl enthalten, kritisierte die Bio-Bäuerin. Das sei unnötig, denn mit Schweizer Butter gebe es eine Alternative zu Palmöl.
Im LID-Mediendienst erschien im Juli 2015 der Artikel "Palmöl droht Rapsöl zu verdrängen".